DiGAs und ihr Potenzial für das moderne Gesundheitswesen: Digital, personalisiert, effizient

Digitale Gesundheitsanwendungen ("DiGAs") stellen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Gesundheitsversorgung dar. Diese technologischen Lösungen, die sowohl Ärztinnen und Ärzten als auch Patientinnen und Patienten zugute kommen, reichen von der Unterstützung bei der Diagnose und Prävention bis hin zur Therapie verschiedener Erkrankungen.

Im Rahmen der Veranstaltung "DiGA - digitale Gesundheitsanwendungen: Neue Anwendungen für ein modernes Leben?", hielten Dr. med. Stefan Kottmair von der DiGA-Finder GmbH und Malte Bornholdt von der Bornholdt Lee GmbH tiefgreifende Vorträge.

Dr. Kottmair, mit einem ausgeprägten Verständnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten von DiGAs im Versorgungsalltag, und Malte Bornholdt, Experte für die technische Umsetzung dieser digitalen Tools, teilten ihre Einblicke und Erfahrungen.

Die Einblicke in die beiden Vorträge werfen ein helles Licht auf DiGAs und ihre transformative Kraft in der Gesundheitsversorgung. In diesem Beitrag entfalten wir die vielschichtigen Aspekte von DiGAs - von der innovativen Idee bis zur alltäglichen Anwendung - und beleuchten, wie sie die Gesundheitslandschaft neu gestalten. Tauchen Sie mit uns ein in die Welt der DiGAs und entdecken Sie, wie sie die Zukunft der Medizin prägen.

DiGA stellt ein äußerst vielversprechendes Modell der patientenzentrierten Medizin dar. Allerdings erreicht die Nutzung von DiGA bisher nicht ihr volles Potenzial, da es auf verschiedenen Ebenen des Versorgungsprozesses noch gewisse Mängel gibt."

Dr. med. Stefan Kottmair
DiGA-Finder GmbH

Was sind digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs)?

Definition und Überblick über DiGAs

DiGAs sind softwarebasierte Anwendungen, die auf medizinischen Geräten oder Smartphones laufen. Sie sammeln, analysieren und stellen Gesundheitsinformationen zur Verfügung. Gesundheitsbehörden haben diese Anwendungen geprüft und für den Einsatz im Gesundheitssektor freigegeben. DiGAs umfassen verschiedene Anwendungen. Einige helfen bei der Überwachung von Symptomen, während andere therapeutische Unterstützung bieten.

Die Rolle von DiGAs in der Prävention, Diagnostik und Therapie

DiGAs spielen eine zentrale Rolle in verschiedenen Gesundheitsbereichen:

  • Prävention: Sie bieten individuelle Empfehlungen, um die Gesundheit zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Dies kann durch Bewegungserinnerungen, Ernährungstipps oder Stressmanagement-Techniken erfolgen.
  • Diagnostik: Durch die Analyse von gesammelten Gesundheitsdaten können DiGAs Muster erkennen, die auf bestimmte Krankheitsbilder hinweisen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und gegebenenfalls eine schnellere Behandlung.
  • Therapie: Einige DiGAs bieten therapeutische Unterstützung, z.B. durch angeleitete Übungen bei physiotherapeutischen Behandlungen oder psychologische Betreuung bei mentalen Gesundheitsproblemen.

Vorteile von DiGAs für Patienten und Gesundheitspersonal

Für Patienten

  • Zugänglichkeit: DiGAs sind meist leicht zugänglich und können eine ständige Unterstützung bieten, unabhängig vom Standort des Patienten.
  • Personalisierung: Sie ermöglichen eine auf den Einzelnen zugeschnittene, personalisierte Gesundheitsversorgung, die auf persönlichen Daten und Präferenzen basiert.
  • Empowerment: Patienten erhalten Werkzeuge an die Hand, um ihre Gesundheit aktiv zu managen und informierte Entscheidungen zu treffen.

Für Gesundheitspersonal:

  • Effizienzsteigerung: DiGAs können Routineaufgaben automatisieren und somit Zeit für die direkte Patientenbetreuung freimachen.
  • Datenbasierte Entscheidungen: Die Nutzung von DiGAs ermöglicht es dem medizinischen Fachpersonal, Entscheidungen auf Grundlage umfassender Daten zu treffen.
  • Verbesserte Patientenbindung: Durch den Einsatz von DiGAs kann die Kommunikation und Interaktion mit Patienten verbessert werden, was zu einer höheren Patientenzufriedenheit führen kann.

Der Weg einer DiGA von der Idee zur Versorgung

Die Entwicklung und Implementierung einer digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) ist ein komplexer Prozess. Er reicht von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Nutzung im Gesundheitswesen. Dieser Prozess umfasst mehrere entscheidende Schritte, die durchdacht und sorgfältig umgesetzt werden müssen, um den Erfolg der Anwendung zu gewährleisten.

Entwicklung und Zulassung

Vision und Konzeption einer DiGA

Alles beginnt mit einer Vision: Die Idee ist, eine digitale Lösung zu entwickeln, die das Gesundheitswesen verbessert. In dieser Phase ist es entscheidend, die Bedürfnisse der Zielgruppe genau zu verstehen und zu adressieren, wie die DiGA diese Bedürfnisse erfüllen kann. Malte Bornholdt von der Bornholdt Lee GmbH betont die Wichtigkeit, eine klare Vorstellung davon zu haben, welches Problem gelöst und welcher Mehrwert geschaffen werden soll.

Technische Entwicklung und Herausforderungen

Die technische Umsetzung erfordert ein tiefes Verständnis sowohl für die technologischen Möglichkeiten als auch für die regulatorischen Anforderungen. Es ist wichtig, eine benutzerfreundliche, sichere und effektive Anwendung zu entwickeln, die gleichzeitig den strengen Standards für medizinische Produkte entspricht. Bornholdt weist auf die Herausforderungen hin. Diese sind mit der Entwicklung von Software verbunden, die als Medizinprodukt klassifiziert wird. Insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit.

Wichtig [bei der Entwicklung von DiGAs] ist, man muss sehr großen Wert auf die Programmierung legen, um eben diese IT-Sicherheit zu gewährleisten um den Datenschutz zu gewährleisten.

Malte Bornholdt
Bornholdt Lee GmbH

Zertifizierung als Medizinprodukt und Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis

Nach der Entwicklung muss die DiGA als Medizinprodukt zertifiziert werden. Dieser Schritt ist essentiell, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung zu gewährleisten. Anschließend wird die Anwendung ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Das DiGA-Verzeichnis bestätigt, dass die Anwendung den Anforderungen des Gesundheitssystems entspricht und von Ärzten verordnet werden kann.

Technische Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Entwicklung von DiGAs

Die Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen stellt Entwickler vor technische Herausforderungen. Diese reichen von Datenschutz und Datensicherheit bis hin zur Interoperabilität. Malte Bornholdt betont die Wichtigkeit, einen hohen Standard in der Programmierung zu halten, um IT-Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten.

Die Interoperabilitätsanforderungen sind entscheidend. DiGAs müssen in der Lage sein, Informationen in verschiedenen Formaten wie PDF oder JSON bereitzustellen. Die Kompatibilität mit tragbaren Geräten wie Smartwatches, die Gesundheitsdaten erfassen, erhöht die Komplexität der Entwicklung.

Bornholdt weist darauf hin, dass die technischen Herausforderungen zwar groß sind, aber durch gezielte Planung und Fachwissen bewältigt werden können. Es zeigt sich, dass die erfolgreiche Entwicklung einer DiGA nicht nur technisches Know-how erfordert, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Anforderungen des Gesundheitswesens und der Nutzerinnen und Nutzer.

Die technische Umsetzung alleine reicht noch lange nicht aus um ein wirklichen positiven Versorgungseffekt zu erzielen.

Malte Bornholdt
Bornholdt Lee GmbH

Die Bedeutung von Usability und User Experience für die Akzeptanz von DiGAs

Neben den technischen Herausforderungen spielt die Benutzerfreundlichkeit eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer DiGA. Eine gute User Experience ist essentiell, um Nutzer dauerhaft an die Anwendung zu binden. Nutzer können durch den Einsatz von Gamification-Elementen und regelmäßigen Benachrichtigungen motiviert werden, die Anwendung langfristig zu nutzen.

Dies ist besonders wichtig. Der positive Versorgungseffekt einer DiGA muss nicht nur nachgewiesen, sondern auch von den Nutzern erlebt werden. Die Ansprache der Zielgruppe, die Auswahl der richtigen Kommunikationsmittel und die Gestaltung der Inhalte müssen sorgfältig geplant werden. So können alle Nutzergruppen effektiv erreicht und unterstützt werden.

Die Entwicklung einer DiGA ist ein komplexes Unterfangen. Sie muss den technischen Anforderungen genügen und eine hohe Benutzerfreundlichkeit bieten. Dafür ist ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer erforderlich.

Von der Vision zur technisch entwickelten DiGA - Malte Bornholdt, Bornholdt Lee GmbH

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Implementierung und Nutzung

Der Prozess der Verordnung durch Ärzte

Die Verschreibung von DiGAs durch Ärzte ist ein kritischer Punkt in der Implementierungsphase. Dr. med. Stefan Kottmair betont, dass viele Ärzte noch zögern, DiGAs zu verschreiben. Dies geschieht oft aufgrund mangelnder Informationen oder Unsicherheiten bezüglich der Anwendungen. Um die Akzeptanz und das Vertrauen zu erhöhen, sind Aufklärungsarbeit und Schulungen essentiell.

Zugangs- und Freischaltungsprozess für Patienten

Ein reibungsloser Zugangs- und Freischaltungsprozess ist für die Akzeptanz und Nutzung der DiGA durch Patienten entscheidend. Die Patienten müssen verstehen, wie sie die Anwendung erhalten, aktivieren und nutzen können. Eine intuitive Bedienbarkeit und klar kommunizierte Anleitungen sind hierbei Schlüsselfaktoren.

Dauerhafte Nutzung und Patientenzentrierung

Die langfristige Wirksamkeit einer DiGA hängt davon ab, dass der Patient die Anwendung regelmäßig nutzt und sie in seine Gesundheitsroutine integriert. Dazu ist es notwendig, die Anwendung kontinuierlich an das Nutzerfeedback anzupassen und einen echten Mehrwert für die Patienten zu schaffen.

Die Entwicklung und Einführung einer DiGA erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, medizinischem Fachpersonal und Patienten. Kurze Sätze und eine logische Struktur erleichtern das Verständnis. Experten wie Malte Bornholdt und Dr. Stefan Kottmair sind unverzichtbar, um die Herausforderungen zu meistern und die Potenziale digitaler Gesundheitsanwendungen voll auszuschöpfen.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Bekanntheit und Akzeptanz unter Ärzten

Die begrenzte Bekanntheit und Akzeptanz von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) unter Ärzten stellt eine zentrale Herausforderung dar. Dr. med. Stefan Kottmair betont, dass viele Mediziner entweder nicht ausreichend über DiGAs informiert sind oder ihnen skeptisch gegenüberstehen. Etwa 50% der niedergelassenen Ärzte haben entweder nichts von DiGAs gehört oder sind nicht bereit, sie zu verordnen.

Mangelnde Information und Aufklärung

Die zögerliche Annahme von DiGAs hat ihre Ursache in der unzureichenden Information und Aufklärung. Ärzte benötigen klare und zugängliche Informationen über die Vorteile, Funktionen und den Einsatz von DiGAs.

Strategien zur Steigerung der Akzeptanz und Verordnungsbereitschaft

Um die Akzeptanz und Verordnungsbereitschaft unter Ärzten zu erhöhen, sind gezielte Informations- und Weiterbildungsangebote erforderlich. Diese Angebote sollten leicht zugänglich sein und praxisnahe Einblicke in die Anwendung und den Nutzen von DiGAs bieten. Ein DiGA-Finder, wie von Dr. Kottmair vorgeschlagen, kann Ärzten helfen, die passende Anwendung für ihre Patienten effizient zu identifizieren.

Patientenzugang und -nutzung

Nutzerzahlen und das Potenzial von DiGAs

Obwohl DiGAs ein immenses Potenzial haben, bleiben die tatsächlichen Nutzerzahlen hinter den Erwartungen zurück. Eine Analyse zeigt, dass nur 50 von 100 ausgestellten Rezepten tatsächlich eingelöst werden.

Von 100 in der Arztpraxis ausgestellten Rezepten führen nur 50 zu einer tatsächlichen Einlösung und damit zu einem Erlös für den DiGA-Hersteller.

Dr. med. Stefan Kottmair
DiGA-Finder GmbH

Hindernisse für eine breite Nutzung und wie man sie überwindet

Innovative Lösungen sind erforderlich, um Hindernisse beim Zugang und der Nutzung zu überwinden. Ein mühsamer Zugangs- und Freischaltungsprozess, bei dem Patienten einen Freischaltcode von ihrer Krankenkasse erhalten müssen, stellt eine erhebliche Barriere dar. Etwa 20% der Negativbewertungen von DiGAs zielen auf diesen Prozess ab.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden Initiativen wie der DiGA-Finder von Dr. Kottmair entwickelt. Dieser Service vereinfacht den Zugangsprozess erheblich. Er ermöglicht eine direkte Übermittlung des Rezepts an die Krankenkasse und reduziert so die Hürden für die Einreichung und Aktivierung von DiGAs.

Ein weiterer Ansatz besteht in der Entwicklung eines Matching-Tools, das Ärzte und Patienten bei der Auswahl der am besten geeigneten DiGA unterstützt. Das Tool erleichtert die Identifizierung passender Anwendungen aus dem DiGA-Verzeichnis und berücksichtigt dabei individuelle Patientenbedürfnisse und -erwartungen.

Ausblick und Fazit

DiGAs bieten das Potenzial, die Art und Weise, wie wir über Gesundheit, Prävention, Diagnose und Therapie denken und handeln, grundlegend zu verändern. Die Integration von DiGAs in den Alltag der Patienten und in die klinische Praxis kann die Zugänglichkeit, Personalisierung und Effizienz der Gesundheitsversorgung erheblich verbessern.

Die Herausforderungen, die mit der Entwicklung, Zulassung und Implementierung einhergehen, sind zwar nicht unerheblich, aber keineswegs unüberwindbar. Die technischen Herausforderungen erfordern eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten.

Gleichzeitig ist es entscheidend, die Akzeptanz und das Vertrauen sowohl von Gesundheitsfachkräften als auch von Patienten zu gewinnen. Dies erfordert umfassende Informations- und Bildungsinitiativen sowie die Entwicklung benutzerfreundlicher, intuitiver Anwendungen, die einen echten Mehrwert bieten.

Die Chancen, die DiGAs bieten, sind immens. Sie können nicht nur die Qualität der individuellen Gesundheitsversorgung verbessern, sondern auch zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen im Gesundheitssystem beitragen. Durch die Förderung der Eigenverantwortung und das Empowerment der Patienten haben DiGAs das Potenzial, die Beziehung zwischen Patienten und Gesundheitsdienstleistern zu stärken und zu einem proaktiveren Gesundheitsmanagement zu führen.

Jetzt Vortrag von Dr. med. Stefan Kottmair zum Thema Digitale Gesundheitsanwendungen im Versorgungsalltag anschauen

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